Aus: Stil, Das Magazin der Salzgitter AG, Nr.3/2005, S. 26ff
Die Zukunft schmieden
Mit seinem weltweiten „GenerationenKunstWerk“ will der
niedersächsische Künstler Andreas Rimkus die Kunst des Schmiedens
als Kulturgut erhalten.
Ein Projekt, das UNICEF unterstützt
Welche Faszination das Schmieden auf den Menschen ausübt, zeigte
sich beim Projekt „Stahl und
Kunst machen Schule“ am CJD Braunschweig. Vierzehn Tage lang leiteten
der Künstler Andreas Rimkus (43) und vier Schmiede aus Togo 500
Schülerinnen und Schüler der Christophorus-Schule in diesem
ältesten Handwerk der Welt an. Fünf Schmiedeessen brannten
Tag und Nacht, das Material, das für 14 Tage reichen sollte, war
schon am vierten Tag restlos verbraucht. Rimkus: „Viele Kinder
waren jeden Tag beim Schmieden, in ihren Gesichtern stand der Ausdruck
größter Faszination. Und ganz nebenbei haben die Kinder und
Jugendlichen Stahl von einer ganz neuen Seite kennen gelernt –
nämlich von der kreativen.“
„Jetzt ist es an der Zeit, auch 'Kreatope‘ anzulegen!“
Die Aktion in Braunschweig war Teil eines weltumspannenden Projekts,
das Rimkus „GenerationenKunstWerk“ nennt und das mittlerweile
seit fünf Jahren läuft. Die Schirmherrschaft für dieses
Projekt hat UNICEF übernommen, von der Salzgitter AG wird es gefördert.
Andreas Rimkus, der seine Werkstatt in Springe südlich von Hannover
betreibt, zu den Zielen seines GenerationenKunstWerks:
„Die Kunst des Schmiedens hat eine jahrtausendealte Tradition,
die es gilt, in ihrer Vielfalt zu bewahren, aber auch in die Zukunft
zu führen. So wie viele Tier- und Pflanzenarten sind auch das Praktische,
das Musische und das Künstlerische vom Aussterben bedroht. Biotope
können der Natur helfen, sich zu regenerieren – jetzt ist
Zeit, auch 'Kreatope‘ anzulegen. Deshalb das GenerationKunstWerk.
Es gibt Wissen weiter. Es enthält die Mythen der Vergangenheit,
es folgt den Gesetzen der Natur, es legt Zukunft an, es umspannt die
Welt.“
Für das Projekt sollen sieben Hammerköpfe geschmiedet werden,
für jeden Erdteil einen. In die Hammeraugen wird jeweils ein landestypischer
Baum gepflanzt. Und diese werden wachsen, vielleicht 200 Jahre lang.
Dann hat jeder Hammer seinen Stil – und das GenerationenKunstWerk
ist vollendet.“
Die Hammerköpfe sind 12 bis 20 Tonnen schwer, rund 4,5 Meter lang
und die Augen haben einen Durchmesser von rund 60 Zentimetern. Zwei
der Hammerköpfe sind bereits fertig. Der für Afrika wird seinen
Platz in Togo finden, im Dorf Yohonou. Dort leben 6000 (!!) Schmiede.
Und das nicht von ungefähr. Wie in allen Erdteilen existieren auch
in Afrika zahlreiche Schöpfungsmythen um Schmiede, Feuer und Hammer,
Schmiedegötter und Schmiedehelden. An dem Ort, wo heute das Dorf
Yohonou liegt, lebte einst Egun. Egun war der Sohn des großen
Gottes, und sein Vater hatte ihn auf die Erde gesandt, um die Menschen
in den Handwerkskünsten zu unterweisen und so die Schöpfung
zu vollenden. Der große Gott gab seinem Sohn das Feuer, den Hammer,
den Amboss und die Macht, den Regen anzuziehen. Jeden Tag stieg Egun
mit seiner Frau auf die Erde, um die Menschen zu lehren, am Abend kletterten
sie an einem Seil wieder in den Himmel hinauf. Eines Tages war das Seil
durchgeschnitten. Egun musste auf der Erde bleiben. Er baute eine Schmiede,
die er Yoho nannte. Viele Menschen gingen dorthin, um den Egun zu sehen
und das Handwerk zu lernen. „Ich gehe zur Schmiede“, sagen
sie, was in ihrer Sprache bedeutet: Mayi Yohonou. So bekam der Ort den
Namen Yohonou. Und bis heute werden alle Bewohner des Dorfs als Schmied
geboren.
Rimkus, der nach einer Ausbildung zum Maschinenbaumeister Metallkunst
an der Fachhochschule Hildesheim studierte, hat mit seinen Werken schon
mehrfach für Aufsehen gesorgt. Erwähnt sei hier nur die „Selbstfahrende
trojanische Kuh“ auf der Weltausstellung in Hannover 2000. Er
arbeitet überwiegend mit Stahl und Eisen. Zu diesem Werkstoff sagt
er: „Es verleiht meiner Fantasie Flügel, es kann jede Gestalt
annehmen: aussehen wie Holz, sich biegen wie die Äste im Wind,
federleicht sein und tonnen- schwer. Kein anderes Material beinhaltet
so viele Eigenschaften. Eisen ist ein Metall, das man immer wieder verwenden
kann, das wandelbar ist, immer wieder bereit, sich zu Neuem formen zu
lassen.
Andreas Rimkus wird die Vollendung des GenerationenKunstWerks nicht
erleben. Es ist auch ein Auftrag an andere, an nachfolgende Generationen.
CJD: Internationale Schule in Braunschweig
Es ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt: das Christliche
Jugenddorf Christophorus-Schule Braunschweig, kurz CJD genannt. Was im
ersten Moment wie eine Jugendbegegnungsstätte klingt, ist ein hoch
angesehenes privates Schulzentrum, das neben Grundschule und Gymnasium
neuerdings auch eine internationale Schule im Aufbau anbietet. Die „IS
Braunschweig-Wolfsburg“, wie sie offiziell heißt, soll einmal
aus den Jahrgängen eins bis zwölf bestehen, zurzeit existieren
die ersten beiden Grundschulklassen. Ursula Hellert, die Gesamtleiterin
des CJD, das konfessionell übrigens nicht gebunden ist: „Der Lehrplan unserer internationalen
Schule entspricht den Programmen der International Baccalaureate Organization
(IBO), nach deren Regeln weltweit mehr als 1350 Schulen unterrichten“.
Ziel der IBO ist es unter anderem, anspruchsvolle Programme für
internationale Bildung zu entwickeln, um weltweit Schüler zu ermuntern,
ein Leben lang aktiv und Anteil nehmend zu lernen und um kulturelles
und internationales Verständnis durch Bildung zu verbessern. Als
Abschluss werden auf der IS das Baccalaureate Diploma und parallel dazu
die Möglichkeit angeboten, einen als Abitur anerkannten Abschluss
zu erwerben. Die Unterrichtssprache an der IS Braunschweig-Wolfsburg
ist Englisch, die Lehrer so genannte „native speaker“. Schüler
können auch im Internat wohnen, das dem Jugenddorf angegliedert
ist. Nach dem Motto des Jugenddorfes: „Nicht für alle das
Gleiche – aber für jeden das Beste“ wird auch in der
Internationalen Schule viel Wert auf individuelle Begabungsförderung
Wert gelegt, die Klassenstärken übersteigen 20 Schüler
nicht.
Mehr Infos: www. cjd-braunschweig.
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